1997 Zwischen vier und sechs, Off-Text

 

Bei uns zu Hause gabs einen ganz genauen Tagesplan – wir sind natürlich nach der Schule nach Hause gekommen, das war dann um halb zwei- da gabs ein leckeres Mittagessen, das hatte meine Mutter schon vorbereitet, dann war auch der Tisch gedeckt und manchmal war das Essen schon in Portionen verteilt und auf dem Teller – deshalb war es auch wichtig, daß wir pünktlich kamen, sonst wärs Essen kalt geworden.

Nach dem Essen haben wir uns alle eine Stunde hingelegt – es war eine relativ strikte Mittagspause, es durften dann auch keine Freundinnen anrufen – im Prinzip hat uns das aber auch ganz gut getan, weil wir alle drei Kinder nervlich nicht so stark waren und das hätten wir sonst gar nicht verkraftet – dadurch sind wir auch ganz früh zum Lesen gekommen und sind dann so richtige Leseratten geworden.

Um drei gabs was Leckeres in der Küche, das ging dann meist bis viertel nach drei, halb vier, dann kam die Susanne aus meiner Klasse – die Susanne hatte noch viel mehr schulische Probleme gehabt als ich, ich muß wohl in der Schule gesessen haben und geträumt haben, das hat mal mein Religionslehrer meiner Mutter gesagt, daß man gar nicht gewagt hätte mich anzusprechen, weil ich immer so verträumt und versunken erschienen wär.

Ja, und dann haben wir uns alle an die Schreibtische im Haus verteilt, von meinen Schwestern kam oft auch noch jemand mit Schulproblemen, das hat meine Mutter immer versucht, in den Griff zu kriegen – das hat meist bis fünf, halb sechs gedauert, danach konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Ich bin dann oft in den Garten gegangen zum Spielen.

Um halb sieben sind wir alle fröhlich zurückgekommen zum Abendessen – das war dann auch wieder ganz liebevoll vorbereitet von meiner Mutter – also meiner Mutter liegt das Organisieren total und davon haben wir Kinder auch echt profitiert. Dann war mein Vater da und wir haben uns ganz gemütlich zusammen-gesetzt – das ging oft auch viel länger, das ging oft so bis viertel nach sieben, halb acht, dann haben wir dem Vater was von unseren Erlebnissen am Tage erzählt, das war richtig nett.

Danach bin ich dann ins Übezimmer gegangen, um noch eine halbe Stunde Cello zu üben, meistens wollte ich auch, daß meine Mutter dabei ist, ich war wohl sehr anhänglich, noch viel anhänglicher als meine Schwestern und ich hätte das auch nie verkraftet, wenn meine Mutter berufstätig gewesen wär.

Um acht bin ich ins Bett gegangen – eine Zeitlang war das echt ein Problem für mich, als Jüngste immer als erste ins Bett zu müssen, dann ging meine mittlere Schwester oft mit. Die durfte noch lesen und ich mußte schon schlafen, aber für mich war das dann leichter zu akzeptieren.

Meine Mutter ist auch nochmal hoch in mein Zimmer gekommen und hat sich zu mir ans Bett gesetzt und mit mir über den Tag geredet und gebetet. Um halb neun war das Licht dann aus in meinem Zimmer.

Jetzt ist Sonntag immer unser Familientag, da trinken wir sowieso zusammen Kaffee und dann ziehen wir los zum Putzen. Das hat sich so ergeben, weil ichberufstätig bin – ich hab jetzt einfach viel, viel weniger Zeit als früher, deshalb finde ich das auch irgendwie in Ordnung, wenn man dann eben am Sonntag putzt. Eigentlich sollte man ja sonntags nicht arbeiten, aber wie gesagt, samstags unternehme ich auch ganz gerne mal was mit Freunden und damit das so eine Regelmäßigkeit hat, hat sich der Sonntag einfach angeboten.

Wir schaffen an einem Sonntag vier, fünf Schilder, das heißt, das eigentliche Putzen geht ganz schnell, ruckzuck, das dauert vielleicht fünf Minuten und das, was dann doch länger dauert, ist das Aufbauen der Leiter und das Hin und Herlaufen – also je nachdem wie weit die Schilder auseinanderstehen, dauert das einfach auch, weil man dabei ja Wege zurücklegen muß.

Mein Vater hat auf einem Stadtplan die Schilder verzeichnet und der notiert sich genau, wann wir welches putzen. Für ihn ist es eine neue Aufgabe nach seiner Pensionierung und ihm macht das richtig Spaß.

Wir benutzen eigentlich nur Pril, das reicht schon, nur bei richtig schlimmen Flecken, da nehmen wir dann doch eine Bürste und haben entweder Ata oder Bliss dabei, aber in der Regel braucht man gar nicht so ein scharfes Zeug, das geht eigentlich ganz gut mit Pril. So ein bißchen Pril ins Wasser und dann einen weichen Lappen nehmen.

Der Nachbar von gegenüber, der ist auch mal eingesprungen, als mein Vater mal krank war und bei dem ist es sogar so, der würde am liebsten immer mitkommen, um zu helfen, dem hat das richtig viel Spaß gemacht und den muß man jetzt immer fast bremsen – wir machen das natürlich auch ganz gerne in unserer Familie und es ist eigentlich schön, daß wir alle noch können, also daß meine Eltern da noch mitziehen und es ist einfach toll, wenns was gibt, was eben eine Familie auch verbindet- sowas wie eine gemeinsame Unternehmung und ich bin einfach froh, daß sich das bei uns so von ganz alleine ergeben hat, daß man da gar nicht lange drüber nachdenken mußte, was man denn da gemeinsam tun kann....

Ja, sonntags treffen wir uns um drei Uhr und trinken ganz gemütlich zusammen Kaffee und essen Kuchen, ist ja dann Sonntag, ist ja was Besonderes – währenddessen telefonieren wir meistens schon mit meinen Schwestern. Es gibt ja doch immer Neuigkeiten in der Woche und so, dann tauschen wir uns meistens beim Kaffee eben aus.